Als Oma noch ein Mädchen war

Schul- und Mädchenbücher im Spiegel der Nachkriegszeit

Ausstellung des Heimatvereins Niederbachem in der VR-Bank
vom 26. August– 15.Oktober 2014

Quelle: Gemeinde Wachtberg,

Weißt Du noch? Oma, erzähl mal!

Wachtberg-Niederbachem (mm) – „Ach, sieh mal, das Buch hatte ich auch“, klang es an diesem späten Nachmittag wiederholt verzückt aus verschiedenen Ecken, denn da lagen sie, ausgestellt, in beleuchteten Vitrinen … die Schätze ihrer Kindheit. Die Nesthäkchen- und Trotzkopf-Bücher, die Klassiker von Astrid Lindgren und Erich Kästner und vieles mehr. 

So manche der zumeist älteren Besucherinnen wird sich zurückversetzt gefühlt haben in die Zeit, als sie noch ein kleines Mädchen oder eine heranwachsende junge Frau gewesen war.

„Als Oma noch ein Mädchen war – Schul- und Mädchenbücher im Spiegel der Nachkriegszeit“ hat der Heimatverein Niederbachem seine Ausstellung dann auch genannt, zu deren Eröffnung er im Rahmen der 8. Wachtberger Kulturwochen in die lokale Filiale der VR-Bank eingeladen hatte, einem Partner, mit dem der Verein schon wiederholt Ausstellungen realisieren konnte. Und das Interesse war groß. Zur Vernissage drängten sich ungewohnt viele Gäste in dem ansonsten eher überschaubaren Schalterraum der Bank.

Spende fürs neue Heimatmuseum

Die in der Luft liegende Aufregung wurde gleich zu Beginn der Ausstellung noch getoppt: Gisela Ingenhorst, Leiterin der VR-Bankfiliale, überreichte Vereinsvorsitzendem Hans Thelen einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro als Anerkennung für das unermüdliche Engagement des Niederbachemer Heimatvereins. Verwendung werde die Spende finden, bedankte sich Thelen, bei der Anschaffung von weiteren Vitrinen für das neue kleine Heimatmuseum, das der Verein auf die Beine gestellt hat.
Dort werde die aktuelle Bücherausstellung nach deren Ende noch bis zum nächsten Frühjahr zu sehen sein … und noch mehr, denn nicht alle Exponate hätten jetzt gezeigt werden können, wusste Dr. Walter Töpner, Ideengeber und Hauptorganisator, in seiner anschließenden Einführungsrede zu berichten.

Mit einem Aufruf fing alles an

Angefangen habe alles mit einem Aufruf, ließ Töpner den Werdegang der Ausstellung Revue passieren. Gesucht wurden passende Bücher für die Sammlung. Die Vielzahl der Meldungen habe ihn dann doch überrascht, mit einer derartig großen Resonanz habe niemand gerechnet. Aus den vielen, oft sehr privaten und freimütigen Gesprächen mit den Leihgeberinnen über deren Erlebnisse während der Nachkriegszeit sei schließlich die Erkenntnis gereift, nicht nur die von ihnen zur Verfügung gestellten Bücher auszustellen, sondern auch deren persönliche Geschichten zu erzählen.
„Ich hoffe, dass die heutige Generation erkennt, warum ihre Großeltern so sind, wie sie sind, dass sie sie verstehen und akzeptieren“, ist dabei ein Anliegen Walter Töpners. Dass auch Führungen von Schulklassen durch die Ausstellung angeboten werden, betonte er in diesem Zusammenhang besonders.

Großen Dank richtete er an Ruth Keller, die eine Vielzahl der gezeigten Exemplare beigesteuert habe, und an Ellen Dornhaus. Die Fotografin hat Auszüge ihres Buches mit Interviews und Fotos von Frauen, die ihr ihre Kriegserlebnisse berichtet hatten, der Ausstellung zugefügt.
Angereichert wird alles zudem mit alten Dokumenten wie Zeugnissen, Tagebucheinträgen oder Sporturkunden, die in ihrer Schreib- und Ausdrucksweise die damalige Zeit lebendig werden lassen.
Bücher, Autoren und Erinnerungen
So gliedert sich der Blick zurück auf die Jahre, in denen „Oma noch ein Mädchen war“, in drei Teile: Erstens werden die Bücher gezeigt, zweitens die Leihgeberinnen und deren Geschichten vorgestellt, und drittens widmet sich die Ausstellung den Autoren jener Zeit.

Von letzteren waren viele schon zu Kriegs­zeiten sehr populär, einige aber, die nicht ins Bild der NS-Regierung passten, So geschehen mit der Verfasserin der beliebten „Nesthäkchen“-Bücher. Ihre Werke wurden mit Schreibverbot, Enteignung oder Schlimmerem bestraft.
Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurden ihr Bücher verboten, sie selbst entrechtet und schließlich in Auschwitz ermordet. Nach Kriegsende wurden ihre Bücher wieder original aufgelegt; sie zählen zu den Klassikern deutscher Kinder- und Jugendbücher.

Ähnlich beliebt waren auch die „Elke“-Geschichten von Emma Gündel. Ende der 50er-Jahre erlebten sie, in einer über­arbeiteten Fassung, eine Neu-Veröffent­lichung.
Unverzichtbar unter den Kinderbuchautoren ist Astrid Lindgren, deren fantasievolle Geschichten auch heute noch in keinem Kinderzimmer fehlen. Erstmals 1949 ins Deutsche übersetzt, waren ihre Bücher zu jener Zeit jedoch nicht gern gesehen, durften doch die Kinder bei Lindgren frei und auch mal frech sein … das gehörte sich aber für brave deutsche Kinder nicht.

Und Erich Kästner, wer kennt sie nicht, seine Erlebnisse des doppelten Lottchens oder des fliegenden Klassenzimmers? Kästner hat sich erst nach dem Krieg dem Schreiben von Kinderbüchern gewidmet. Dabei war es ihm wichtig, die Erlebnisse der jüngsten Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und Themen des verantwortungsvollen Miteinanders kindgerecht zu behandeln.