Sommerfahrt des Heimatvereins
von Angela Thelen
Der Heimatverein hatte zu seiner sommerlichen Fahrt zur Grube Messel bei Darmstadt eingeladen. Am 27. August um 8:30 Uhr, einem Sonntag, stand der Bus der Firma Jablonski am vereinbarten Treff Henseler Hof bereit. Gut gelaunt und erwartungsvoll stiegen 36 Reiseteilnehmer ein. Mit dem erfahrenen Fahrer, dem Chef persönlich, der mit Ruhe und rheinischem Humor uns chauffierte, fühlten wir uns alle sicher gefahren. Bis auf einen Stau kurz vor Messel, kamen wir zügig zu unserem Ziel. Dort angekommen begann um 11:30 Uhr die Führung zur Grube durch eine akademisch ausgebildete Fachkraft. Auf dem Weg zur Grube erfuhren wir viel über deren Entstehung und Entdeckung.
Wir bestaunten mitgebrachte kleine Fossilien, die unser Führer uns ausführlich erklärte. In einem Holzhaus war die Überraschung die Nachbildung eines Urpferdchens. Zur Grube erklärte uns unser Fremdenführer deren Entstehung und deren Aufnahme in das UNESCO Welterbe. Hierfür war vorangegangen die Erforschung durch die Senckenberg-Stiftung und das Hessische Landesmuseum. Dafür maßgeblich war die hervorragende Qualität der dort gefundenen Fossilien aus dem EOZÄN. Im Jahre 2001ergab eine Forschungsbohrung, dass die Grube vor 48 MIo. Jahren ein Maarkratersee war. Auswirkungen der Maarexplosion reichten bis in eine Tiefe von fasst 2000 m. Die Grube Messel-Fossilienlagerstätte demonstriert eine vitale und explosive Evolution von Säugetieren, die hauptsächlich im EOZÄN stattfand. Auf keiner anderen Stätte sind die Fossilien in so hervorragender Weise erhalten. Die heutige Grube Messel hat eine Ausdehnung von 800m Durchmesser. Sie ist vulkanischen Ursprungs. Der ursprüngliche Maarvulkansee hatte keine Zu- und Abflüsse. Regen und Grundwasser füllten ihn auf. Am Boden des Sees bildete sich Faulschlamm, der im Laufe von Jahrmillionen zu Ölschiefer wurde, in dem man die Fossilien fand. Bislang wurden dort Vertreter aller Wirbeltiergrossgruppen sowie Insekten und Pflanzen gefunden. Die bekanntesten Vertreter der Inselfauna sind wohl die beiden frühen urpferdeartigen Funde. Beim Abbau des Ölschiefers endeckte man die Fossilien, leider viel zu spät. Die Fossilienlagerstätte Grube Messel ist eine Stätte, die wie keine andere dazu beiträgt, das EOZÄN zu verstehen, jene Zeit, in der die Säugetiere begannen, sich in allen Landökosystemen auszubreiten. Die Erhaltungsqualität der Fossilien ist außergewöhnlich gut und erlaubt wissenschaftliches Arbeiten auf hohem Qualitätsniveau. Beim Abbau des tiefer gelegenen Ölschiefers fand man bereits 1876 ein Alligatorenskelett. Die Grube Messel ist ein Tagebau, der ohne die Ölschieferförderung nicht entstanden wäre. Beim Ölschiefer handelt es sich um Versteinerungen einstiger Seeablagerungen. Der See wiederum entstand durch einen Maarausbruch, der zu einer Zeit stattfand, in dem es hier vor Leben nur so wimmelte. Eine Verkettung besonderer Umstände, die uns heute einen großen Schatz bergen lässt. Das Welterbe Grube Messel ist somit nicht nur Fossilienlagerstätte, sondern auch Bergbaugeschichte, Maarvulkan, Ökotop, Forschungsstätte sowie ein Teil eines UNESCO-Global Geoparks. Damals herrschte ein Treibhausklima ohne Eis an den Polen. Federführend für die heutige Forschung ist die Senckenbergstiftung in Frankfurt. In den 1970-er Jahren sollte diese wertvolle Grube als Mülldeponie genutzt werden, durch massive Widerstände konnte dies verhindert werden. Nach der Besichtigung der Grube stärkten wir uns zuerst einmal im Bistro des Besucherzentrums. In der ständigen Ausstellung Messel, die sich den vielfältigen Themen und dem aktuellen Forschungsbetrieb, widmet konnte man die verschiedensten Fossilien sehen. Der Gang durch die Ausstellung ist gleichsam eine Reise durch die Zeit. Wir erlebten eine Aufzugfahrt in die Tiefe vom 433m, entdeckten Hinweise auf einen nachgestellten See, auf Algenteppiche, auf geschmolzene und zerrissene Gesteine. Der Bus wartete auf uns im hellen Sonnenschein. Wir fahren in Richtung Heimat und gönnten uns noch einen Besuch in der alten Stadt Limburg. Von weitem grüßte uns schon der ehrwürdige Dom, St. Georg und St. Nikolaus, eine Schöpfung spätromanischer Baukunst mit seinen sieben Türmen. Am Dom angekommen, konnten wir die vielen Details in der Fassade betrachten. Für eine kurze Zeit kamen wir noch in den Genuss eines Orgelkonzerts, gespielt auf der Klais-Orgel aus Bonn. Der Dom ist dreischiffig auf kreuzförmigem Grundriss. Der heutige Bau wurde ab 1190 auf zwei Vorgängerbauten errichtet. Sehenswert sind das frühgotische Rosenfenster von 1230 mit einer Darstellung der vier Evangelisten, Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die unter barocker Wandbemalung freigelegt wurden, ein Taufbecken von 1235. Eine große Wandmalerei stellt den Stammbaum Jesu dar. Gerne erinnern wir uns hier an unsere Krippenausstellung mit dem Stammbaum Jesu von der Wurzel Jesse angefangen bis hin zur Krippe, dargestellt durch namentlich bezeichnete kleine Püppchen, die von Kindern der 5. Klasse des Gymnasiums Calvarienberg Ahrweiler gebastelt wurden. Danach hatten wir noch die Gelegenheit für einen Bummel durch die sehenswerte Altstadt mit ihren vielen gepflegten Fachwerkhäusern. Vieles blieb inLimburg erhalten, es gab kaum Zerstörungen im zweiten Weltkrieg. Jetzt wurde es Zeit für Kaffee und Kuchen in einem der pittoresken alten liebe voll gepflegten Cafés Limburg ist einen nochmaligen Besuch wert. Der Bus wartete programmgemäß am vereinbarten Abfahrtspunkt. Müde, aber glücklich, vertrauten wir uns wieder unserem Buspiloten an. Es war ein interessanter und erlebnisreicher Tag. Petrus trug mit schönem Wetter das Seinige dazu.